Weniger Getötete, mehr Schwerverletzte auf Luzerner Strassen 2023
Im Jahr 2023 nahm im Kanton Luzern die Zahl der polizeilich registrierten Strassenverkehrsunfälle und der dabei verunfallten Personen im Vorjahresvergleich ab. Damit setzt sich die langjährig rückläufige Entwicklung seit den 1990er-Jahren fort. Dies, obwohl das Verkehrsaufkommen stetig wächst, der Motorisierungsgrad steigt und die Verkehrsflächen zunehmen.
Das zeigen aktuelle Auswertungen zu den Strassenverkehrsunfällen aus der Fachanwendung ASTRANA des Bundesamts für Strassen. Im Webartikel werden neben den Unfallzahlen auch die Zahlen zu den verunfallten Personen (Verletzte und Getötete) analysiert. Dabei gilt es zu beachten, dass pro Unfallereignis mehrere Personen zu den Verunfallten zählen können.
2023 verunfallen mehr als 1'200 Personen auf Luzerner Strassen
2023 ereigneten sich im Kanton Luzern 2'113 Strassenverkehrsunfälle. Das sind 221 Verkehrsunfälle weniger als im Vorjahr (–9,5%). Bei 1'096 Unfällen entstand allein Sachschaden, bei 1'017 kamen auch Personen zu Schaden. Insgesamt verloren bei Verkehrsunfällen auf Luzerner Strassen sechs Personen ihr Leben (–4 Pers. gegenüber 2022). Dies ist der tiefste Wert seit Beginn der Statistik im Jahr 1992. Die Zahl der Schwerverletzten nahm im Vorjahresvergleich um 14 auf 216 Personen zu, jene der Leichtverletzten um 132 auf 1'010 Personen ab. 2023 lag die Unfalldichte bei Strassenverkehrsunfällen mit Personenschaden bei 2,4 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen. Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Unfälle pro 1'000 Einwohner/innen.
Die Unfallstatistik der vergangenen 25 Jahre zeigt im Kanton Luzern eine rückläufige Zahl polizeilich registrierter Strassenverkehrsunfälle (1998–2023: –37,4%). Auch die Zahl der im Strassenverkehr verunfallten Personen ging im gleichen Zeitraum deutlich zurück, um 8,7 Prozent bei den Verletzten und um 77,8 Prozent bei den Getöteten.
Fehlverhalten ist häufigste Ursache von Verkehrsunfällen
Unfälle können eine oder mehrere Ursachen haben. Die Unfallhauptursache Nummer eins auf Luzerner Strassen ist seit Jahren das Fehlverhalten der lenkenden Personen. Auch 2023 lag die Hauptursache bei 72,0 Prozent der Ereignisse im Verhalten und bei 14,5 Prozent im Zustand der lenkenden Person. Bei rund 9 Prozent blieb die Ursache unbekannt. Vergleichsweise selten lag die Unfallursache beim Fahrzeug, bei der Infrastruktur und/oder bei einem externen Einfluss.
Werden die Ursachen der Strassenverkehrsunfälle 2023 weiter spezifiziert, lagen diese 459-mal in fehlerhaften Fahrbewegungen, davon 109-mal in zu nahem Aufschliessen und 100-mal in unvorsichtigem Rückwärtsfahren. Auch das Missachten von Vortrittsrechten und -regelungen führte vergleichsweise oft zu Unfällen, nämlich 352-mal. Hierzu zählt auch das Nichtgewähren des Vortritts bei Fussgängerstreifen, das 2023 in 14 von 48 Fällen Getötete oder Schwerverletzte nach sich zog. 231 Strassenverkehrsunfälle gingen auf unaufmerksame oder abgelenkte Verkehrsteilnehmende zurück; in 10 Fällen, weil sie technische Geräte im Fahrzeug bedienten (Telefon, Radio usw.). Unfälle aufgrund von unangepasster Geschwindigkeit wurden 198-mal gezählt, davon 75-mal ausserorts, 69-mal innerorts und 54-mal auf Autobahnen. Durch den Zustand der Personen wurden weitere Unfälle verursacht; zum Beispiel 187-mal aufgrund von Alkoholeinwirkung, 39-mal aufgrund der Wirkung von Betäubungs- oder Arzneimittel und 34-mal wegen Übermüdung und Einschlafen.
Die meisten Verkehrsunfälle ereignen sich im Herbst und während der Feierabendstunden
Die Strassenverkehrsunfälle häufen sich 2023 im Herbst. Während der Monate September bis November ereigneten sich die meisten Verkehrsunfälle (608). Das gilt sowohl was die Unfälle mit Verletzten- und Todesfolge anbetrifft (308) als auch bei solchen nur mit Sachschaden (300).
Im Vergleich der einzelnen Monate zeigt sich die Unfallgefahr besonders im September. In diesem Monat wurden 2023 mit 232 Unfällen, davon 121 mit Verletzten und Getöteten, mehr Unfälle gezählt als in den jeweiligen Monaten davor und danach. Mit insgesamt 436 Unfällen wurden in den Wintermonaten Dezember bis Februar am wenigsten Unfälle registriert, während sich im Frühling (März–Mai) 536 und im Sommer (Jun–Aug) 533 Unfälle auf Luzerner Strassen ereigneten.
Nach Tageszeit betrachtet erreichen die Strassenverkehrsunfälle ihre Spitzen vor allem in den Feierabendstunden (16–18 Uhr) sowie im Morgenverkehr zwischen 7 und 8 Uhr.
Bei Auto, Velo und zu Fuss ist die Zahl der Verunfallten gegenüber 1998 rückläufig
Nachdem die Zahl der verunfallten Motorradfahrenden und Autoinsassen (Lenker/innen und Mitfahrer/innen) 2022 im Vorjahresvergleich noch stark zugenommen hatte, ist sie im Jahr 2023 wieder rückläufig, nämlich um –20,5 Prozent bei den Auto- und um –4,4 Prozent bei den Motorradfahrenden.
Bei den Velofahrenden und bei den Fussgängerinnen und Fussgängern nahm die Zahl der Verunfallten 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 beziehungsweise 1,0 Prozent zu. In der Langzeitbetrachtung (1998–2023) sind die entsprechenden Werte jedoch rückläufig (Fussgänger/innen: –28,8%; Velo: –11,6%). Langfristig rückläufig ist auch die Zahl der verunfallten PW-Insassen. Seit 1998 nahm sie um gut einen Drittel ab.
Unfälle mit E-Bikes werden seit 2011 statistisch erfasst. Mit zunehmender Beliebtheit dieses Verkehrsmittels nimmt im Kanton Luzern auch die Zahl der Personen zu, die mit dem E-Bike verunfallen. Die Zahl der Verunfallten bei E-Bike-Fahrenden ist seit Beginn der statistischen Erfassung um fast das 10-Fache auf 164 Personen angestiegen.
Die meisten verunfallten Autoinsassen sind jünger als 40 Jahre
Von den 490 Personen, die im Jahr 2023 auf Luzerner Strassen als Lenkende oder Mitfahrende mit dem Auto verunfallten, wurde 1 Person getötet, 35 Menschen schwer und 454 weitere leicht verletzt. Von diesen Verunfallten zählten 117 Personen zur Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen, 53 Personen waren jünger. Insgesamt war mehr als die Hälfte der verunfallten Autoinsassen jünger als 40 Jahre, nämlich 265 Personen. Zur Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren gehörten mit 40 Verunfallten vergleichsweise wenige Personen.
Von den insgesamt 164 Personen, die mit dem E-Bike verunfallten, waren die meisten mit langsamen E-Bikes unterwegs (39 Schwer-, 91 Leichtverletzte). Mit schnellen E-Bikes wurden 34 Personen verletzt, darunter 5 Schwerverletzte.
Die Region Rooterberg/Rigi weist niedrigste Unfalldichte auf
Die Unfallhäufigkeit und die Zahl der dabei verletzten oder getöteten Personen variieren je nach Region (vgl. statistische Analyseregionen des Kantons Luzern https://www.lustat.ch/services/lexikon/raumgliederungen/analyseregionen). 2023 verzeichneten der Agglomerationskern und die Stadt Luzern sowohl die meisten Unfälle (28,7 bzw. 25,8%) als auch die meisten verunfallten Personen (27,1 bzw. 21,4%). Am wenigsten Unfälle und Verunfallte wurden in den Regionen Entlebuch (2,6% der Unfälle; 3,0% der Verunfallten) und Rooterberg/Rigi (je 3,2%) und Rottal-Wolhusen (3,7 bzw. 4,0%) registriert.
Auch gemessen an der Bevölkerungsstärke zeigt sich, dass die regionalen Unfalldichten (mit Personenschaden) zum Teil deutlich vom kantonalen Durchschnitt von 2,4 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen abweichen. 2023 verzeichnete die Region Sursee/Sempachersee die höchste Unfalldichte (3,2 Unfälle/1'000 Einw.), die Region Rooterberg/Rigi die geringste (1,8 Unfälle/1'000 Einw.). Mit 2,8 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen lag die Unfalldichte in der Stadt Luzern höher als im kantonalen Mittel.
Luzerner Unfalldichte wird schweizweit nur vom Kanton Uri übertroffen
Im schweizweiten Vergleich weist der Kanton Luzern 2023 zusammen mit den Kantonen Bern, Genf und Graubünden mit je 2,4 Unfällen mit Personenschaden pro 1'000 Einwohner/innen die zweithöchste Unfalldichte auf (CH: 2,1 Unfälle/1'000 Einw.). Lediglich der Kanton Uri verzeichnet einen höheren Wert (3,5 Unfälle/1'000 Einw.). Mit je 2,3 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen ist die Unfalldichte auch in den Kantonen Zug, Glarus und Neuenburg vergleichsweise hoch. Am tiefsten ist sie in den Kantonen Appenzell Innerrhoden (1,5 Unfälle/1'000 Einw.) sowie Basel-Landschaft und Schwyz (je 1,6 Unfälle/1'000 Einw.).
Quelle: LUSTAT
19.6.2024