Nach dem WEF ist vor dem WEF - Die Aufgaben von Hauptadjutant Arno Andreoli
Unterkünfte organisieren, Bevölkerung informieren, Umweltschutz. Das Aufgabengebiet der Koordinationsstelle 32 ist gross. Deren Mitarbeiter sind Backstage tätig und dennoch an der Front. Sei es bei Kaffee-Gipfeli-Treffen mit der Bevölkerung oder als Schlichtungsbehörde bei Problemen. Ein Blick hinter die Kulissen.
Es ist September 2023. Das Kader jener Einheiten, die zugunsten der Sicherheit für das Weltwirtschaftsforum 2024 im Auftrag der Behörden im Dienst stehen werden, wird über den bevorstehenden Einsatz informiert. Am sogenannten Unterstützungsrapport Einheit (URE) erfahren Offiziere und Unteroffiziere, wo ihre Truppen stationiert sein werden und wie sie auf den entsprechenden Objekten zu verfahren haben. Dazu erkundet das Kader am Tag des URE unter anderem die Unterkünfte, die sie während des Einsatzes zu beziehen haben. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Hauptadjutant Arno Andreoli. Er kennt jeden Winkel der militärischen Standorte. Andreoli von der Koordinationsstelle 32, die der Ter Div 3 angeschlossen ist, sorgt dafür, dass die Armeeangehörigen nicht unter freiem Himmel schlafen müssen. Dazu gehört unter anderem das Organisieren von Unterkünften, die oft im Eigentum von Gemeinden oder Privaten sind. Das Militär mietet die Anlagen während der Dienstzeit an.
Zurück an den Unterstützungsrapport im September 2023: Dort ist Andreoli ein gefragter Mann. Er stellt dem Kader notwendige Informationen für den WEF-Einsatz zur Verfügung, gibt Tipps sowie Hinweise und beantwortet Fragen. So gibt es beispielsweise für jede einzelne Unterkunft ein eigenes umfassendes Dossier, das es zu berücksichtigen gilt. Die Aufgaben der Koordinationsstelle 32 sind somit breit gefächert. Dazu gehört auch der Kontakt mit der Bevölkerung. Andreoli und seine Leute sind für ein gutes Einvernehmen mit den Gemeinden und dem örtlichen Gewerbe zuständig. «Wichtig sind die Kaffee-Gipfeli-Treffen mit der Bevölkerung», sagt der Hauptadjutant. «Es gibt Unterkünfte, die direkt an einer Schule angegliedert sind. Dort ist vor allem der Austausch mit den Lehrern und Schülern wichtig. «Wir erklären ihnen beispielsweise, was es bedeutet, wenn eine Waffe untergeladen ist», so Andreoli. Solche Aufklärungsarbeit vor Ort sei das A und O, denn: «Die Schülerinnen und Schüler müssen wissen, warum Soldaten mit Waffen ausgerüstet sind. So nehmen wir ihnen die Angst weg und vermitteln, dass keine Gefahr besteht».
Die Treffen zwischen Armee und zivilen Partner finden an fast allen Unterkünften und Standorten statt. Dafür fährt Andreoli durch den halben Kanton Graubünden. «Wir wollen uns vor Ort ein Bild davon machen, wie unsere Planungen umgesetzt werden und welche Verbesserungen seit unserem letzten Besuch gemacht wurden», sagt der Hauptadjutant. Er und seine Mitarbeiter der Koordinationsstelle 32 sind an der Front bei der Bevölkerung und dienen als Coaches. Gibt es irgendwelche Probleme, greifen sie ein. «Wir sind eine Art Schlichtungsbehörde», sagt er und macht ein Beispiel. «Auch schon haben Soldaten auf dem Feld eines Bauern eine Antenne aufgestellt. Der Bauer wurde nicht darüber informiert und hat mich angerufen. Dann liegt es an uns, die Situation zu entspannen.» Der Hauptadjutant macht ein weiteres Beispiel: «Wenn wir von der Bevölkerung Fotos mit Schäden erhalten, dann machen wir ausfindig, welche Truppe am Schadenplatz war.» Diese Arbeit sei aufwendig und zeitintensiv. Deshalb appelliert Andreoli an die Truppe, Schäden sofort zu melden. Vor Ort könne das Problem schneller und besser gelöst werden.
Die Mitarbeiter der Koordinationsstelle 32 sind auch mit einigen Hoteliers im Einsatzraum in Kontakt. Denn ein grosser Teil des am WEF eingesetzten Kaders schläft in Hotels. Kommt es zu Differenzen, suchen Andreoli und seine Leute das Gespräch. «Wir sind gefordert, die Hoteliers wieder gnädig zu stimmen.» In der Regel könnten die Wogen geglättet werden und die Hoteliers würden ihre Zimmer auch im nächsten Jahr wieder dem Militär vermieten. Der Kontakt mit den Hoteliers hat für Andreoli hohe Bedeutung, denn: «Die Truppe ist unsere Kundschaft. Wir sorgen dafür, dass die Leute eine anständige Unterkunft haben und sich verpflegen können, damit sie sich auf ihren Auftrag konzentrieren können», so der Hauptadjutant.
Ein weiterer Zuständigkeitsbereich der Koordinationsstelle 32 ist der Umweltschutz. Das Kader wird beim Unterstützungsrapport aufmerksam gemacht, den Abfall strikte zu trennen. Auch werden die Armeeangehörigen sensibilisiert, keine Zigarettenstummel wegzuwerfen und kein Plastik rumliegen zu lassen. «Wir leben leider in einer Wegwerfgesellschaft», meint Andreoli und ist dennoch zuversichtlich: «Ein Umdenken findet statt und Soldaten und Kader schauen mehr auf die Umwelt.» Andreoli und sein Team gehen deshalb, nachdem die Truppe weg ist, auf Entsorgungstour. «Im Frühling, wenn der Schnee schmilzt, taucht der Abfall auf. Alle möglichen Dinge liegen rum: Bretter, Kabelbinder, Schreiben, PET-Flaschen, Verpackungen, Zigarettenstummel der Red-Bull-Dosen», sagt der Hauptadjutant. Auf der Entsorgungstour entdeckt Andreoli unter anderem auch Landschäden. Diese seien nicht immer vermeidbar. Denn im Winter, wenn die Böden gefroren sind, würden die schweren Armeefahrzeuge Gräben auf den Naturstrassen oder Wiesen hinterlassen, erklärt er.
Für Hauptadjutant Arno Andreoli und sein Team von der Koordinationsstelle 32 ist vor dem WEF auch nach dem WEF. Auf die Frage, ob es überhaupt eine Zeit ohne WEF-Arbeiten gebe, antwortet er: «Nein, bei uns dauert das WEF das ganze Jahr.» (lacht).
Quelle: Schweizer Armeee/CUMINAIVEL
19.1.2024